Kandidaten auf Augenhöhe
Die vierte TV-Debatte der Republikaner
in Milwaukee, Wisconsin wurde von Fox Business und dem Wall Street
Journal veranstaltet. Acht Kandidaten traten in der ca. 2-stündigen
Debatte gegeneinander an. Die Diskussion offenbarte Differenzen in
den Ansichten über Einwanderungs- und Außenpolitik. Den Kandidaten
, die in den Umfragen etwas weiter hinten liegen, gelang es dieses
Mal, sich besser Gehör zu verschaffen und konnten auch gezielt
punkten.
Keine Anhebung des Mindestlohns und weitgehende Einigkeit für Steuersenkungen
Die Debatte startete mit der Frage nach
einer Anhebung des Mindestlohns auf 15 US-Dollar, wie es von vielen
Demokraten gefordert wird. Hier herrschte ausnahmslos Einigkeit in
der Ablehnung. Nachdem Donald Trump einer Anhebung des Mindestlohns
angesichts der wirtschaftlichen Lage und des Schuldenbergs eine
unmissverständliche Absage erteilte, lehnte auch Ben Carson eine
Veränderung in dieser Frage generell ab. „Immer wenn der
Mindestlohn erhöht wurde, ist auch die Arbeitslosigkeit gestiegen“
sagte Carson. Aus seiner Sicht sei es wichtiger, die Menschen in
Arbeit zu bekommen. Da sei die Anhebung des Mindestlohns
kontraproduktiv.
Marco Rubio |
Es folgte dann eine relativ zähe
Diskussion über die verschiedenen Pläne der Steuerpolitik, die die
Kandidaten im Laufe des Wahlkampfes veröffentlicht hatten.
Einheitlicher Tenor: Vereinfachte Steuersätze und Steuersenkungen.
Wenn es konkreter wurde, verwiesen viele Kandidaten für weitere
Details auf ihre jeweiligen Websites. Marco Rubio konnte sich
hervortun, indem er dafür eintrat, Familien mit Kindern bei einer
Steuerreform besonders zu bevorzugen. Dies sei konservative Politik
so Rubio.
John Kasich verwies erneut auf seine
Leistungen als Gouverneur in Ohio. Geringere Steuern und geringere
Abgaben trügen zu mehr Arbeit bei. Es sei Aufgabe der Politik ein
Umfeld zu schaffen, das den Menschen Arbeit bringt. Auf Nachfrage, wo
er sich Kürzungen vorstellen könne, sagte er, dass er in Ohio die
Leistungen aus Medicare und Medicaid gekürzt habe.
Senator Ted Cruz hob auch den
Bürokratieabbau als Ziel hervor. Eine Überregulierung würde
insbesondere kleine Unternehmen vor große Probleme stellen.
Unterstützung erhielt er von Carly Fiorina und Rand Paul, die beide
den staatlichen Einfluss für zu groß empfinden. Fiorina sagte, dass
das sog. „Big Government“ die Innovation ausbremse. Rand Paul
stellte fest: „Der „Staat“ sollte so klein wie möglich
gehalten werden, am Besten kaum zu sehen sein.“
Auch die Gesundheitsreform Obamacare
war wieder einmal Zielscheibe der republikanischen Kritik. Carly
Fiorina schlug vor, dass das Gesundheitswesen durch den freien Markt
geregelt werden solle.
Moderate Kandidaten können sich in Fragen der Einwanderungspolitik profilieren
Donald Trump |
Donald Trump forderte erneut die
Abschiebung der ca. 11 Millionen illegalen Einwanderer in den USA.
Amerika habe gar keine Wahl, die Illegalen müssten raus, betonte
Trump.
Jeb Bush |
An dieser Stelle hakte Jeb Bush ein und ging deutlich auf Distanz zu Trump. Es entspräche nicht den amerikanischen Wertvorstellungen, Massenabschiebungen durchzuführen. Ziel sollte es vielmehr sein, dass die illegalen Einwanderer die Sprache beherrschen, arbeiten, Steuern zahlen und sich straffrei verhalten. So müsste es einen Weg geben, sie auch zu amerikanischen Staatsbürgern zu machen. Ein US-Präsident müsse den Menschen reale Lösungen anbieten können.
John Kasich unterstützte Jeb Bush in dieser Frage. Kasich sagte, dass Trumps
Pläne schlicht unrealistisch seien. Trump erwiderte, dass eine
nachträgliche Legalisierung unfair gegenüber denen sei, die lange
Zeit warten müssen, um auf legalem Wege in die USA einzuwandern.
Ted Cruz gab zu Bedenken, dass eine
solche hohe Zahl an Einwanderern die Situation für amerikanische
Arbeitnehmer erschweren würde. Er setzte dann den Schlusspunkt zum
Thema Einwanderung und wies daraufhin, dass die Republikaner das
Rennen gegen die Demokraten in dieser Frage verlieren würden, sofern
man eine ähnliche Position wie die Demokraten einnehme.
Militäreinsätze zeigen weitere Unterschiede bei den Republikanern auf
Die Außenpolitik offenbarte weitere
Differenzen zwischen den Kandidaten. Insbesondere die Frage des
Einsatzes des amerikanischen Militärs entzweite das Bewerberfeld.
Rand Paul |
Donald Trump wolle zwar das stärkste
amerikanische Militär haben, das es je gegeben hat, Weltpolizei
sollten die USA jedoch nicht sein. Das Geld für teure
Auslandseinsätze könne besser in die nationale Infrastruktur
gesteckt werden. Investitionen in Straßen, Brücken und Schulen
seien dringend erforderlich.
Jeb Bush erwiderte, dass die USA zwar
keine Weltpolizei sein sollten, aber die USA sollten wieder eine
Führungsrolle in der Welt einnehmen. Unterstützung bekam er von
Marco Rubio, der der Auffassung war, dass die Welt ein besserer und
sicherer Ort sei, wenn die USA die stärkste Militärmacht der Welt
seien. Aktuell würde der russische Präsident Putin nur die Schwäche
der USA und der westlichen Welt ausnutzen.
Carly Fiorina |
John Kasich forderte eine
differenzierte und gut durchdachte Linie. Er warnte die Republikaner
davor im kommenden Jahr mit Plänen zur Außen- aber auch
Wirtschaftspolitik in das Rennen gegen die Demokraten zu gehen, wenn
die eigenen Vorstellungen nicht klar und belastbar seien.
Zurückhaltung bei staatlichen Bankenrettungen
Ted Cruz |
Ben Carson |
Bewertung der Debatte
Die 4. TV-Debatte ermöglichte den
Zuschauern aus den verschiedenen Positionen auszuwählen. Klare
Unterschiede in Fragen der Einwanderungs- und Außenpolitik wurden
deutlich. Dass dies der Fall lag insbesondere an den beherzten
Auftritten der Kandidaten, die in den Umfragen weiter hinten liegen.
Sie konnten verdeutlichen, dass es erhebliche Unterschiede zwischen
den Positionen der Kandidaten gibt.
John Kasich |
Wer glaubte, diese Debatte könnte
evtl. schon das Kandidatenfeld minimieren, wurde eines Besseren
belehrt. Zwar weiß man nicht, wie sich die Auftritte an diesem Abend
auf die Umfragen auswirken, aber ich hatte das Gefühl, dass es Bush,
Kasich und Fiorina gelungen ist, die überwältigende Stimmung für
das Spitzenduo Trump und Carson sowie für den konservativen Flügel
einzudämmen. Dazu trug sicherlich auch bei, dass das Publikum, ihre
Auftritte durchaus mit viel Applaus bedachte. Rubio und Cruz haben
ihre Rollen als Vermittler (Rubio) einerseits und konservativer
Anführer (Cruz) andererseits gut ausgefüllt.
Da meines Erachtens nach gerade die
moderaten Kräfte an diesem Abend profitieren konnten, dürfte
insbesondere einer als Verlierer gelten, der letztlich gar nichts
dafür kann. Chris Christie diskutierte in der Vorabenddebatte
zusammen mit Rick Santorum, Mike Huckabee und Bobby Jindal. Auch das
ist eine Plattform, aber der Fokus wird auf die Hauptdebatte gelegt
und da konnten die direkten Konkurrenten Christies diesmal punkten.
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