Sanders muss nach erfolgreichem Start ein bis zwei Gänge hochschalten
Bernie Sanders hat bislang einen beeindruckenden und für
viele Beobachter überraschend erfolgreichen Wahlkampf hingelegt. Dass ein solch
linker Politiker in den USA ernsthaft eine Chance hat, die Nominierung der
Demokraten zu beeinflussen, hätten die wenigsten gedacht. Aber Sanders hat ein
Konzept präsentiert, dass insbesondere junge Wählerschichten anspricht. Ein
Konzept, das vom Charakter her auch einst Barack Obama hätte präsentieren können.
Denn Sanders will auch einen „Change“, einen Wandel, herbeiführen. Viele junge
Menschen, die von den teils verkrusteten politischen Strukturen des Landes
enttäuscht und von den Folgen der Bankenkrise geprägt sind, wollen endlich
einen echten Politikwechsel im Land. Es sind vor allem gut ausgebildete weiße
Amerikaner, die den Positionen Sanders etwas abgewinnen. Mit diesem Start hat
es Sanders auf einen sicheren zweiten Platz hinter Hillary Clinton gebracht und bis auf Martin O’Malley alle anderen Demokraten ausgestochen. Bemerkenswert ist
auch die hohe Summe an Spendengeldern, die Sanders bereits eingesammelt hat.
Hier liegt er letzten Veröffentlichungen zufolge nur knapp hinter Clinton
zurück. So wunderbar das alles klingt, so eindeutig offenbart es aber auch den
aktuellen Mangel. Nach dem phänomenalen Auftakt und dem Aufbau von
Wahlkampfstrukturen muss nun der dritte Schritt folgen. Sanders muss rankommen
an Clinton. Und anders als bei den Republikanern kann er nicht auf das
Ausscheiden zahlreicher weiterer Kandidaten setzen und hoffen, deren Unterstützer
zu gewinnen. Um die Vorwahlen gegen Hillary Clinton zu gewinnen, muss er
Stimmen aus ihrem Lager holen. Sein Abstand zu ihr liegt landesweit bei 15-20%.
Auf dem Jefferson-Jackson Dinner hatte Sanders bereits deutlich gemacht, dass die Zeit des alleinigen Verbreitens eigener Positionen vorbei ist.
Jetzt geht es auch darum, Clinton anzugreifen. Für Hillary Clinton auch kein
einfacher Moment. Sie sollte einen Wahlkampf gegen Sanders nicht allzu aggressiv
führen, da sie später im Falle einer Nominierung auch auf die Unterstützer
Sanders angewiesen sein wird, um in der Präsidentschaftswahl gegen die
Republikaner zu bestehen. Eine Sorge, die Sanders derzeit nicht hat. Er ist der
Herausforderer, das Ziel zunächst ein anderes.
Wählergruppen und Bundesstaaten im Fokus
Bernie Sanders Wahlkampfstrategen planen nun, ihre Kampagnen
gezielt auf Frauen, Latinos und Afro-Amerikaner auszurichten. Wählergruppen, bei denen Hillary Clinton bislang deutlich die Nase vorn hat. Verstärkt werden
sollen auch die Bemühungen in den ersten Vorwahl-Staaten Iowa und New
Hampshire. In Iowa hatte Sanders zuletzt wieder an Boden verloren, nachdem er
bereits dicht an Clinton herangekommen war. In New Hampshire führt Sanders vor
Clinton. In South Carolina scheint er dagegen derzeit chancenlos zu sein.
Schwerpunkte in Außen- und Wirtschaftspolitik
Inhaltlich sollen die Schwerpunkte bis zum Jahresende auf Außen- und Wirtschaftspolitik gelegt werden. Hier sehen die
Wahlkampfstrategen vermutlich die größten Angriffspunkte bei Hillary Clinton.
Und es könnten Themen sein, bei denen die Demokraten tatsächlich kritisch mit der Spitzenreiterin umgehen könnten. Ihr Ja zum Irak-Krieg und ihre häufig
nachgesagte Nähe zur Wall Street könnten sie evtl. in Bedrängnis bringen.
Erster TV-Spot für 2 Mio US-Dollar veröffentlicht
Am Wochenende veröffentlichte das Sanders-Lager einen 60-Sekunden Wahlwerbespot im Fernsehen – Kosten: 2 Mio US-Dollar. Darin wird ein kurzer Abriss seines Lebenslaufs sowie seine wichtigsten Themen vorgestellt. Der Name des Spots: "Real Change". Damit ist offenbar in diesem Werbefilm auch bereits die neu angelegte Strategie des Sanders-Lagers eingearbeitet.
Bernie Sanders selbst soll auch über die typischen Politik-Sendungen hinaus in Unterhaltungsshows gehen, die von eher politikfernen Zuschauern gesehen werden. Ziel sei es, seinen Bekanntheitsgrad in diesen Bevölkerungsschichten zu erhöhen.
1 Kommentar:
Bernie Sanders führt sicherlich einen starken inhaltlichen Wahlkampf, der auch weiterhin Impulse gegen Clinton setzen wird.
Zum ganz großen Schlag fehlt ihm aber auch das Charisma eines Obama.
Von daher gehe ich davon aus, dass Sanders und Clinton sich zwar einen spannenden Wettkampf liefern werden, sich aber Clinton am Ende doch recht deutlich durchsetzen wird.
Der große Konkurrent Joe Biden ist aus dem Rennen und die Stimmung der Demokraten dürfte für die letztmalige Verlierin Clinton tendieren.
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