Immer wieder kommt es anders als erwartet
Umfragen und Stimmungsbilder werden seitens der Politik und
Medien gerne zur Bewertung der Lage herangezogen. Das ist in Deutschland so und
vor Wahlen in den USA nicht viel anders. Aber solche Werte sind natürlich immer
mit einer gewissen Zurückhaltung zu betrachten, zwar liegen häufig Umfragen und
Wahlergebnisse nicht sonderlich weit auseinander, entscheidend ist aber auch
der Zeitpunkt solcher Umfragen.
NBC News hat sich mit diesem Thema befasst und erläutert,
dass ca. ein Jahr vor der US-Wahl 2016 keine seriösen Vorhersagen über den
Wahlausgang getroffen werden können. Bei den drei zurückliegenden Präsidentschaftswahlen
in den USA hat es zu vergleichbaren Zeitpunkten immer noch wesentliche
Veränderungen gegeben. In den Vorwahlen und im Wahlkampf 2003/2004 war es
Howard Dean, der einen Vorsprung bei der Nominierung der Demokraten noch
verspielte. Er gewann auch den Vorwahlauftakt in Iowa, musste sich am Ende dann
aber doch John Kerry geschlagen geben. 2007/2008 war es Rudolph Giuliani der
das republikanische Bewerberfeld lange Zeit anführte, am Ende aber John McCain
den Vortritt lassen musste. 2011/2012 lag Barack Obama ein Jahr vor seiner
Wiederwahl ziemlich schlecht in den Umfragen, am Ende gewann er über 300
Wahlmännerstimmen.
Diese Beispiele zeigen, dass in 12 Monaten sehr viel
passieren kann. Äußere Ereignisse, missglückte Reden oder auch einfach der
wirtschaftliche und soziale Zustand des eigenen Landes.
Politikwissenschaftler: Drei wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Wahl
Der Politikwissenschaftler
Alan Abramowitz von der Emory University hat drei Faktoren herausgearbeitet,
die nach seinen Recherchen entscheidend seien.
Dabei handelt es sich um die Zustimmungswerte des
amtierenden Präsidenten, die Wirtschaftsleistung bzw. das Bruttoinlandsprodukt
im Wahljahr, insbesondere im 2.Quartal, sowie der Wechselwille zu einer anderen
Partei, anlehnend an die Frage, wie lange eine Partei ihre(n) Kandidaten
bereits im Weißen Haus hat. Diese Faktoren müssten im Sommer des Wahljahres
bewertet werden. Anhand dieser Faktoren hätte man den Ausgang der letzten sechs
Präsidentschaftswahlen vorhersagen können, so Abramowitz. Nach seinem Modell
bräuchte Hillary Clinton 2016 eine BIP-Wachstumsrate von 3% oder höher und eine
Zufriedenheitsrate mit Obama von mindestens 50%. Derzeit liegt diese durchschnittlich bei 45,5%. Zuletzt hatte Obama entsprechende Werte Anfang des
Jahres 2015. Bei der Bewertung der Wirtschaftsleistung wird aber auch manchmal
das Pro-Kopf-Einkommen als Maßstab genommen.
Viel Theorie und wie sollte es auch anders sein, viele
unterschiedliche Meinungen. Andere Wissenschaftler sind auch der Auffassung,
dass der Typus der jeweiligen Kandidaten eine wichtige Rolle spielt. Nominiert
eine Partei z. B. einen Ideologen oder am politischen Rand agierenden
Kandidaten, gehe das zu Lasten der Wählerzustimmung. Dieser Aspekt könnte
besonders interessant werden, sollten die Republikaner einen sehr konservativen
Kandidaten nominieren oder die Demokraten den sehr linken Bernie Sanders ins Rennen schicken.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen