Freitag, 6. November 2015

CNN hinterfragt Carsons Darstellung über eigene Kindheit

Der Nachrichtensender CNN hat Rechercheergebnisse veröffentlicht, die an der Darstellung Ben Carsons über seine eigene Kindheit Zweifel aufkommen lassen könnten. Was sich als belanglose Privatangelegenheit anhört, könnte Carson noch Schwierigkeiten im weiteren Wahlkampf bereiten.

Ben Carsons Aufstiegsgeschichte: Vom gewalttätigen Kind mit Gottes Hilfe zum erfolgreichen Arzt


Ben Carson by Gage Skidmore 3Ben Carson gehört den Siebenten-Tags-Adventisten, einer evangelikalen Freikirche, an.  In der 1990 veröffentlichten Autobiografie„Gifted Hands: The Ben Carson Story“ beschreibt Carson wie er durch eine Art göttliche Fügung an verschiedenen Schlüsselmomenten seines Lebens auf den richtigen Weg gebracht worden sei. Als Beispiele führt er einen Beinahe-Verkehrsunfall und eine exzellente Chemiearbeit in der Schule, trotz schlechter Vorbereitung an.
Kern der aktuellen Diskussion über Carsons Darstellung ist allerdings seine eigene Kindheitsbeschreibung. Carson schrieb und behauptet bis heute, dass er als Kind gewalttätig gewesen sei. Er habe andere geschlagen, mit Messern bedroht, Steine geworfen. Als 14-Jähriger habe er nach eigener Darstellung einen Freund nach einem Streit über Musik umbringen wollen. Im Badezimmer stehend habe er gebetet. Als er eine Bibel öffnete, habe er direkt zu Gott gesprochen und sei als ein andere, veränderte Person aus dieser Erfahrung hervorgegangen.

CNN versuchte vergeblich, Belege für Carsons Darstellung zu finden


Was sich zunächst als rein persönliche Angelegenheit anhört, bekommt nun in der amerikanischen Öffentlichkeit eine gewisse Brisanz. Carson scheut nicht davor, seine spirituellen Erfahrungen der Öffentlichkeit mitzuteilen. Dass er damit auch um Vertrauen bei christlichen Wählern werben will, wird von verschiedenen Seiten vermutet. Nach umfangreichen Recherchen von CNN konnte der Sender allerdings keinerlei Belege für Carsons Darstellungen finden. Nach Angaben von CNN habe man neun frühere Bekannte aus der Schule bzw. Jugendzeit befragt, niemand wollte oder konnte bestätigen, dass Carson zur Gewalt neigte oder ein entsprechendes Temperament hatte. Einige schränkten aber auch ein, dass sie natürlich nicht wüssten, was hinter verschlossenen Türen passiert sein könnte. Auch sei es CNN nicht gelungen, irgendwelche Einträge über Verweise oder Ähnliches, die auf ein gewalttätiges Verhalten Carsons hindeuten könnten, zu finden.
Mit diesen Rechercheergebnissen wurde sowohl Carson wie auch sein Wahlkampfteam konfrontiert. Carson sagte dazu, dass diese intensive Phase vor seinem 14. Lebensjahr gewesen sei und die meisten ihn damals nicht kannten. 

Mögliche Auswirkungen auf persönliche Umfragewerte



Ben Carson darf dieses Thema nicht unterschätzen. Sollte sich in der Öffentlichkeit das Bild von einem durch Religiosität geläuterten gewalttätigen Schüler, der zu einem weltberühmten Neurochirurg aufstieg, Kratzer bekommen, wäre auch Carsons persönliches Ansehen beim Wähler angegriffen. Carson genießt hohe Ansehenswerte in den Bereichen Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft.

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