Der Nachrichtensender CNN hat Rechercheergebnisse
veröffentlicht, die an der Darstellung Ben Carsons über seine eigene Kindheit
Zweifel aufkommen lassen könnten. Was sich als belanglose Privatangelegenheit
anhört, könnte Carson noch Schwierigkeiten im weiteren Wahlkampf bereiten.
Ben Carsons Aufstiegsgeschichte: Vom gewalttätigen Kind mit Gottes Hilfe zum erfolgreichen Arzt
Ben Carson gehört den Siebenten-Tags-Adventisten, einer
evangelikalen Freikirche, an. In der 1990 veröffentlichten Autobiografie„Gifted Hands: The Ben Carson Story“ beschreibt Carson wie er durch eine Art
göttliche Fügung an verschiedenen Schlüsselmomenten seines Lebens auf den
richtigen Weg gebracht worden sei. Als Beispiele führt er einen
Beinahe-Verkehrsunfall und eine exzellente Chemiearbeit in der Schule, trotz
schlechter Vorbereitung an.
Kern der aktuellen Diskussion über Carsons Darstellung ist
allerdings seine eigene Kindheitsbeschreibung. Carson schrieb und behauptet bis
heute, dass er als Kind gewalttätig gewesen sei. Er habe andere geschlagen, mit
Messern bedroht, Steine geworfen. Als 14-Jähriger habe er nach eigener
Darstellung einen Freund nach einem Streit über Musik umbringen wollen. Im
Badezimmer stehend habe er gebetet. Als er eine Bibel öffnete, habe er direkt zu
Gott gesprochen und sei als ein andere, veränderte Person aus dieser Erfahrung
hervorgegangen.
CNN versuchte vergeblich, Belege für Carsons Darstellung zu finden
Was sich zunächst als rein persönliche Angelegenheit anhört, bekommt nun in der amerikanischen Öffentlichkeit
eine gewisse Brisanz. Carson scheut nicht davor, seine spirituellen Erfahrungen
der Öffentlichkeit mitzuteilen. Dass er damit auch um Vertrauen bei
christlichen Wählern werben will, wird von verschiedenen Seiten vermutet. Nach
umfangreichen Recherchen von CNN konnte der Sender allerdings keinerlei Belege
für Carsons Darstellungen finden. Nach Angaben von CNN habe man neun frühere
Bekannte aus der Schule bzw. Jugendzeit befragt, niemand wollte oder konnte bestätigen, dass
Carson zur Gewalt neigte oder ein entsprechendes Temperament hatte. Einige
schränkten aber auch ein, dass sie natürlich nicht wüssten, was hinter
verschlossenen Türen passiert sein könnte. Auch sei es CNN nicht gelungen,
irgendwelche Einträge über Verweise oder Ähnliches, die auf ein gewalttätiges
Verhalten Carsons hindeuten könnten, zu finden.
Mit diesen Rechercheergebnissen wurde sowohl Carson wie auch
sein Wahlkampfteam konfrontiert. Carson sagte dazu, dass diese intensive Phase
vor seinem 14. Lebensjahr gewesen sei und die meisten ihn damals nicht kannten.
Mögliche Auswirkungen auf persönliche Umfragewerte
Ben Carson darf dieses Thema nicht unterschätzen. Sollte
sich in der Öffentlichkeit das Bild von einem durch Religiosität geläuterten
gewalttätigen Schüler, der zu einem weltberühmten Neurochirurg aufstieg, Kratzer
bekommen, wäre auch Carsons persönliches Ansehen beim Wähler angegriffen.
Carson genießt hohe Ansehenswerte in den Bereichen Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft.
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