Die zweite TV-Debatte der Demokraten begann mit einer
Schweigeminute in Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris. In Des
Moines, Iowa diskutierten danach Hillary Clinton, Bernie Sanders und Martin O’Malley, die drei Kandidaten zur Präsidentschaftswahl 2016 in den USA.
Kampf gegen Terror bestimmt die Debatte
Der Sender CBS hatte nach den Terroranschlägen von Paris den
Kampf gegen den Terror zum Hauptthema der zweiten TV-Debatte der Demokraten
gemacht. Eigentlich ein Thema, das Hillary Clinton liegen müsste, schließlich
hat sie mit Abstand die meiste außenpolitische Erfahrung im Gegensatz zu
Sanders und O’Malley. Aber ihre Kontrahenten wollten sich gerade diese aus ihrer
Erfahrung resultierende Verantwortung, die Clinton auch für die Außenpolitik
der USA trägt, zunutze machen. So ließen Sanders und O’Malley die Chance nicht
aus. Beide erwähnten, dass sie im Gegensatz zur früheren US-Außenministerin
gegen den Irak-Krieg gewesen seien. Bernie Sanders sagte, dass der Irak-Krieg
die Region destabilisiert habe und so auch ISIS zum Wachstum verhalf. Clinton
gestand erneut ein, dass der Irak-Krieg und damit auch ihre damalige Haltung
ein Fehler gewesen sei. Sie hob jedoch auch hervor, dass es vielerlei
Terrorangriffe auch bereits vor der Intervention im Irak gegeben habe.
Kritik an bisheriger Strategie der USA
Hillary Clinton |
An dieser Stelle intervenierte Martin O’Malley. Tatsächlich
sei es auch ein Kampf der USA, aber eben nicht allein der USA. Nach Ansicht des
früheren Gouverneurs von Maryland sollten die USA mit ihren Verbündeten
kooperieren. Der frühzeitige Kampf gegen ISIS sei auch eine Investition in die
zukünftige Sicherheit des Landes. Kritik äußerte O’Malley an der bisherigen
Strategie der USA. Das Chaos in Afghanistan, Syrien, Irak und Libyen zeige,
dass die USA zwar ein starkes Militär hätten, aber man müsse die
Folgen und Entwicklungen und die damit einhergehenden Bedrohungen besser vorhersagen.
Die USA müssten feststellen, dass es nicht so einfach sei, eine Demokratie in
diesen Ländern aufzubauen.
Martin O'Malley |
Syrische Flüchtlinge sollten aufgenommen werden
Einigkeit unter den drei Kandidaten bestand in der Frage, ob
die USA mehr syrische Flüchtlinge aufnehmen sollten. Die Demokraten befürworten
eine solche Aufnahme, Hillary Clinton wies aber darauf hin, dass alle Menschen
genau überprüft werden sollten, die in die USA kämen, um kein Sicherheitsrisiko
einzugehen. Aktuell werde in den USA die Aufnahme von 65.000 Flüchtlingen aus
Syrien diskutiert.
Kaum Lösungsvorschläge zum Kampf gegen den Terror
In der Debatte über die Terrorismusbekämpfung zeigte sich jedoch
auch, dass die Kandidaten keine konkreten Vorschläge machten, wie sie dieses
sensible und komplexe Thema konkret angehen würden. Auffällig war jedoch die
durchaus eigenkritische Analyse zu den Ursachen des Aufstiegs des „Islamischen
Staates“ bzw. zu den Folgen der militärischen Interventionen in dieser Region.
Wall Street zweites bestimmendes Thema
Die Diskussion, wie eine Bankenreform aussehen sollte,
bestimmte den zweiten Teil des Abends. Hier wurde bereits der Konflikt aus
der ersten TV-Debatte auf CNN fortgeführt bzw. wiederholt. Und erneut sah sich
Hillary Clinton Vorwürfen ihrer Mitbewerber ausgesetzt. So wurde weniger über
die konkreten Reformvorschläge diskutiert. Vielmehr war Hillary Clintons nachgesagte
Nähe zur Wall Street Thema.
Bernie Sanders |
Sanders und O’Malley forderten erneut die Wiedereinführung
des Glass-Steagall Acts, also der Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken.
Dieses würde Hillary Clinton blockieren.
Clinton entgegnete, dass die alleinige Wiedereinführung des
Trennbankensystems das Problem nicht löse. Sie trete ein für eine umfassende
Reform der Wall Street, die nicht nur die Großbanken betreffe. Ihr Vorschlag
sei umfassender. O’Malley dagegen bezeichnete die Äußerungen und Pläne Clintons
als nicht effektiv. Clinton solle sich zu diesem Thema besser nicht von
Vertretern der Wall Street beraten lassen. Die mittelständische Wirtschaft sei vor den Exzessen der Wall Street zu schützen.
Sanders will die einheitliche staatliche Gesundheitskasse
Im Anschluss wurden noch einige Themenfelder angerissen, zu
den die Kandidaten relativ knapp ihre Positionen schilderten. Große
Unterschiede bei den Zielen zu den Themen Einwanderung, Bildung und Mindestlohn
wurden dabei nicht deutlich. Die Kandidaten waren dennoch bemüht, hier im
Detail einige unterschiedliche Positionen herauszustellen. Während Sanders
einen Mindestlohn von 15 US-Dollar forderte, strebe Clinton ein Minimum von 12
US-Dollar an.
Beim Thema Gesundheitsversorgung sehe sie mit Obamacare
einen guten Anfang, der nun noch optimiert werden müsse. Sanders möchte dagegen
eine Art Single-Payer-System, also eine staatlich verwaltete einheitliche Kasse,
aus der alle Menschen ihre Gesundheitskosten bezahlt bekommen.
Alter Streit über Verschärfung der Waffengesetze
Auch die Frage nach schärferen Waffengesetzen wurde
diskutiert. Ähnlich wie beim Thema Wall Street gingen die Konkurrenten in das
bereits bekannte Muster über. Bei diesem Thema war Sanders in der Defensive und
erklärt, dass er viele Male für schärfere Hintergrundüberprüfungen gestimmt
habe und von Anfang an auch gegen Sturmwaffen gewesen sei. O’Malley warf beiden
Kontrahenten vor, bei diesem Thema nur nach den Umfragen zu schielen. Er selbst
handle aus Überzeugung.
Kandidaten wiederholten bereits bekannte Konflikte
Ob jemand wirklich zufrieden war nach dieser zweiten TV-Debatte, kann bezweifelt werden. Zwar gelang es Sanders und O'Malley die Spitzenreiterin Hillary Clinton bei den Themen Außenpolitik und Wall Street in die Defensive zu drängen. Aber eine wirkliche Alternative zumindest bei der Frage der Terrorismusbekämpfung konnten sie auch nicht liefern. Um Clinton wirklich in Gefahr zu bringen, müssten die Mitbewerber mal etwas Überraschendes machen, was Clinton auf dem falschen Fuß erwischt. Natürlich kennt sie ihre Schwachstellen und sie weiß auch, wie sie mit diesen umzugehen hat, ohne größeren Schaden zu nehmen.
Aber dennoch gelingt es Clinton im Gegenzug auch nicht, Bernie Sanders ins Abseits zu stellen. Er wird sie weiter verfolgen, wenn auch in einem gewissen Abstand. Aber plötzliche unerwartete Ereignisse, wie die Terroranschläge in Frankreich können jederzeit neue unerwartete Themen im Wahlkampf setzen. Fehler darf sich Clinton insofern auch nicht erlauben.
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