Sanders machte Super PACs zu eines seiner Hauptthemen
Es ist eines seiner Steckenpferde in diesen Monaten der
Vorwahlkampfs. Nachdem Lawrence Lessig, seine Ambitionen auf eine Kandidatur
für die Demokraten zurückgezogen hat, ist Bernie Sanders der einzige demokratische Kandidat,
der bewusst und verschärft gegen die bestehenden Regelungen zur
Wahlkampffinanzierung wettert. Lawrence Lessig wollte sich ursprünglich zum
Präsidenten wählen lassen, ein Gesetz zur Reform der Wahlkampffinanzierung
durchsetzen und danach zurücktreten und das Amt an den Vizepräsidenten
abgegeben. Daraus ist aus verschiedenen Gründen nichts geworden.
Bernie Sanders |
Ein Super PAC unterstützt nun Bernie Sanders
Da der Kandidat und dessen Wahlkampfteam aber keinen Einfluss auf ein Super PAC nehmen darf, liegt eben auch die
Entscheidungshoheit, wie ein Super PAC agiert, nicht in den Händen des
Kandidaten. Und so kommt es, wie es ja kommen musste.
Nachdem sich Sanders über die Unterstützung der National Nurses Union freute, kam nun die Frage auf, wie es sich eigentlich mit dem
dazugehörigen Super PAC verhält. Offensichtlich unterhält diese Gewerkschaft
eine entsprechende Lobbygruppe, erste Werbematerialien, in denen für Sanders
geworben wird, sind gefertigt worden.
CNN hat bei dem Senator aus Vermont nachgehakt. Demnach
sollen bereits 569.000 US-Dollar zur Unterstützung Sanders durch den Super PAC "National
Nurses United For Patient Protection" ausgegeben worden sein. Sanders
antwortete: "Was ich immer wieder gesagt habe, ist, dass ich keine 5 Cent für ein
Super PAC eingeworben habe und dies auch nicht tun werde. Ich bin der einzige
demokratische Kandidat, der keine Super PACs hat. Ich werde keinen Super PAC
haben. (...) Das sind Krankenschwestern und Pfleger und sie kämpfen für ihre
Gesundheitsversorgung und das Gesundheitswesen. Sie tun das, was sie für angemessen
halten. Ich habe keinen Super PAC.”
Bernie Sanders benötigt schnell eine Sprachregelung für dieses Dilemma
Nun einerseits liegt Sanders richtig. Er hat nicht für
dieses Super PAC Geld eingetrieben. Andererseits hat er auch gesagt, dass
er keine Hilfe eines Super PACs in Anspruch nehmen werde. Dies ist nun aber nachweislich
geschehen, wenn auch nur passiv. Natürlich, bei diesem Super PAC handelt es sich nicht um die
Lobbyvereinigung, die man für gewöhnlich im Sinn hat, wenn man an ausufernde
Wahlkampffinanzierung denkt. Nicht vergleichbar, mit den zig millionenschweren
Organisationen, die etwa Hillary Clinton, Jeb Bush und andere Republikaner
unterstützen. Aber formal ist es eben doch ein Super PAC.
Nun kann niemand Bernie Sanders einen Vorwurf machen, für
das, was andere tun. Wenn diese Lobbygruppe ihn unterstützt, wird er es in letzter
Konsequenz nicht verhindern können. Er könnte aber nun daran gemessen werden,
ob er es zumindest versucht. Ein öffentliches „Nein, ich will eure
Unterstützung nicht!“ ist das, was man von einem prinzipientreuen Kandidaten
nun erwarten würde. Zugegeben, das ist streng ausgelegt, aber wer natürlich
dieses Thema so in den Vordergrund stellt, muss sich nun auch daran messen
lassen. Evtl. wäre es klug gewesen, sich für eine moderate Reform auszusprechen,
die es eben solch kleinen Super PACs ermöglicht, finanziell begrenzt für ihre Interessen
bzw. für ihren Kandidaten einzustehen, praktisch ähnlich der herkömmlichen Form eines PAC. Diese Feinjustierung war aber aus den
Reden Sanders bislang nicht raus zu hören.
Vielleicht kommt das in den nächsten
Wochen noch. Aktuell befindet er sich aber in einem Dilemma. Sagt er nichts
weiter und akzeptiert die künftige Unterstützung, ist dieses Thema im Wahlkampf
passé. Fordert er die Gewerkschaft auf, ihn nicht mehr zu unterstützen, kann
dies trotz des möglichen Verständnisses auf deren Seite, reichlich komisch
wirken. Zudem benötigt er letztlich auch die öffentliche Unterstützung und
Werbung.
So bleiben nicht viele günstige Alternativen. Entweder
Sanders modifiziert tatsächlich seine öffentliche Haltung zu diesem Thema oder
aber es findet sich ein Weg, den willigen Unterstützern mitzuteilen, dass sie
doch bitte weitermachen mögen, er aber diese Hilfe öffentlich strikt ablehnen
muss. Ein nicht unproblematisches Unterfangen. Eine solche Vereinbarung könnte
bereits gegen geltendes Recht verstoßen, was besagt, dass sich Kandidaten nicht
mit Super PACs abstimmen dürfen. Aber es könnte ja doch eine Art
stillschweigende Vereinbarung geben, die eben ein solches Modell beinhaltet.
Sanders jedenfalls sollte nun zügig eine Sprachregelung finden. Das Interview
auf CNN provoziert zumindest weitere Nachfragen.
Dass nun gerade Sanders bei diesem Thema unter Druck gerät, mag bedauerlich sein. Sollte es ihm auf die Füße fallen, wäre dies ein besonders folgenschwerer Fehler seiner Kampagnenführung. Und es würde in gewisser Weise grotesk belegen: Wer das mitnimmt, was ihm rechtlich zusteht und nicht kritisch hinterfragt, profitiert vom System; in diesem Fall vom Finanzierungssystem des amerikanischen Wahlkampfs.
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