Dienstag, 13. Oktober 2015

Was macht eigentlich Jeb Bush?

Jeb Bush im aufmerksamen Standby-Modus


Jeb Bush by Gage Skidmore 2Es ist nicht seine Art: das laute, voranpreschende Auftreten in den Medien. Jeb Bush wirkt ruhig, souverän, gelassen oder kann man auch sagen ratlos, unsicher, schüchtern? In diesen Tagen fragt man sich, ob Jeb Bush, dem weiter gute Chancen auf den Gewinn der Vorwahlen eingeräumt werden, nicht etwas mehr in die Offensive gehen müsste. Die erste TV-Debatte war enttäuschend für ihn, viel zu defensiv agierte er dort. Selbst Donald Trump ließ sich bei der zweiten Debatte zur Aussage hinreißen, dass Bush diesmal etwas hartnäckiger und offensiver sei. Das würde Trump gefallen. Bush ist lange genug in der Politik tätig. Er weiß, dass seine Zeit noch kommen wird. Wenig mediale Auftritte, schwache Umfragewerte. Dies würde für einige Kandidaten fast schon das Aus bedeuten. Aber Bush weiß, er hat Zeit. Seine Kampagne ist auf einen langen Atem angelegt. Was soll er sich jetzt auch in Zweikämpfe werfen, wo es doch noch über ein Dutzend republikanische Bewerber gibt. Bushs Kampagne verfügt über ausreichend Geld und er selbst über genügend Einfluss, um jetzt noch auf Sparflamme laufen zu können. Massive Werbekampagnen oder gute Umfragewerte, einer der beiden Faktoren muss gegeben sein, um die erforderliche mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Bei Bush jedoch scheint es etwas anders zu sein. Er kann es sich leisten, zu beobachten, die Ausscheidungskämpfe andere austragen zu lassen und selbst den für sich richtigen Zeitpunkt zu wählen, um irgendwann zuzuschlagen.

Bush legt Papier zu Gesundheitsreform vor


Nachdem er in den vergangenen Wochen eher auf persönliche Fertigkeiten wie Erfahrung und Führungsstärke setzte und dabei insbesondere seinen jungen Konkurrenten Marco Rubio im Blick hatte, will Jeb Bush heute ein Papier zur Gesundheitsversorgung vorlegen. ObamaCare sei ein Fehler gewesen, er wolle eine neue Reform mit weniger Bürokratie und geringeren Gesundheitskosten. Er sei aber schon der Ansicht, dass die Republikaner ein Alternativangebot unterbreiten müssten. Dabei setzt er auf weniger Verpflichtung und mehr Auswahlmöglichkeiten. Mehr zu seinem Konzept und Reaktionen darauf in Kürze.
Aber wieder fragt man sich, kluger Zeitpunkt oder taktisch ungeschickt? Am Abend steht die erste TV-Debatte der Demokraten an. Will Bush hier schon die Schlagzeilen auf seine Seite ziehen, um etwas von Clinton, Sanders und Co. abzulenken oder hat er schlichtweg den Termin nicht richtig auf dem Schirm gehabt? Oder ist es doch nur Zufall und die Beobachter machen sich zu viele Gedanken über den Kandidaten, der doch eigentlich Favorit sein soll und aktuell so gar nicht in die Rolle reinschlüpfen mag?

Jeb Bush muss auf der Hut sein


Ich bin mir sicher. Jeb Bush weiß genau, was getan werden muss, um das Beste aus seinen Chancen zu machen. Bis zum Beginn der Vorwahlen wird sich das Bewerberfeld der Republikaner noch in etwa halbieren. Bush wird dann noch dabei sein und sich freuen, dass er noch nicht alle Körner verschossen hat. Aufpassen muss er nur, dass seine Zurückhaltung nicht durch die Konservativen seiner Partei und der Tea-Party ausgenutzt werden. Die könnten nämlich konsensfähige Fakten schaffen, an denen er nicht mehr vorbei kann. Ein starker und populärer Kandidat, der von einer Welle der Anti-Establishment-Euphorie getragen wird, den kann Bush nun nicht gebrauchen. Und so wird er durchaus noch ein Interesse daran haben, dass das Rennen eine Zeit lang noch von drei, vier weiteren aussichtsreichen Kandidaten unterschiedlicher Ausrichtung bestritten wird.

Nun kommt aber erst mal das Gesundheitspapier, dass sich an dem klassischen republikanischen Wähler orientiert. Keine Fehler, ab und an ein seriöses politisches Lebenszeichen. Jeb Bush ignoriert das wilde Gerangel bei den Republikanern.

Keine Kommentare: